Generation XYZ: Unsere Highlights von der re:publica 2025

Die re:publica ist für uns mehr als eine Konferenz – sie ist ein Kompass für die digitale Gesellschaft. Europas größtes Festival für digitale Kultur vereint seit 2007 die Menschen, die das Internet nicht nur nutzen, sondern kritisch mitgestalten wollen. Für Superstruktur, als feministische Tech-Agentur mit Fokus auf ethische KI-Integration und gesellschaftliche Verantwortung, ist die re:publica der perfekte Ort, um Gleichgesinnte zu treffen und uns zu den drängendsten Fragen unserer Zeit zu positionieren.
Livestream statt vor Ort
Obwohl wir dieses Jahr nicht persönlich in der STATION Berlin sein konnten, haben wir die drei Konferenztage intensiv per Livestream verfolgt. Von Leipzig, Prag, Amsterdam und Zürich aus – unserem verteilten europäischen Netzwerk entsprechend – waren wir digital dabei und haben uns über Slack und Signal über die spannendsten Sessions ausgetauscht.
Generation XYZ: Zwischen Krise und Aufbruch
Das diesjährige Motto “Generation XYZ” brachte alle Altersgruppen an einen virtuellen Tisch, um die drängendsten Fragen unserer Zeit zu diskutieren. Drei große Themenblöcke zogen sich wie rote Fäden durch die über 650 Sessions:
Demokratie in der Krise: Die Konferenz diskutierte intensiv den globalen Rechtsruck und lotete mögliche Reaktionen der Zivilgesellschaft aus. Dabei wurde deutlich: Digitale Mächte haben einen erheblichen Beitrag zur aktuellen demokratischen Krise geleistet. Die Frage ist nun, wie wir gemeinsam wieder herauskommen.
KI als Querschnittsthema: Künstliche Intelligenz war allgegenwärtig – aber erfreulicherweise nicht als Hype, sondern in kritischer Auseinandersetzung. Besonders auffällig war die Verschmelzung von Neurowissenschaften und KI-Forschung, die neue Perspektiven auf menschliche und maschinelle Intelligenz eröffnete.
Generationengerechtigkeit: Das Motto adressierte direkt die Herausforderung, dass verschiedene Generationen unterschiedliche Kommunikationskanäle nutzen und sich kaum noch begegnen – obwohl gerade jetzt der generationsübergreifende Schulterschluss so wichtig wäre.
Unsere drei Highlights
Fatma Deniz: NeuroAI – Language Representations in Humans and Machines
Fatma Deniz auf der Republica
Prof. Dr. Fatma Deniz ist Professorin an der TU Berlin und erforscht, wie komplexe Informationen im Gehirn kodiert werden. In ihrem Talk “NeuroAI - Sprachrepräsentationen bei Menschen und Maschinen” erklärte sie, wie das menschliche Gehirn Sprache repräsentiert und wie sich diese Darstellungen mit denen großer Sprachmodelle vergleichen lassen.
Warum uns das begeistert: Als Tech-Agentur mit Schwerpunkt auf ethischer KI-Integration fasziniert uns Deniz’ interdisziplinärer Ansatz. Ihre Forschung zeigt, dass wir KI-Systeme nur dann verantwortungsvoll entwickeln können, wenn wir verstehen, wie Menschen wirklich denken und kommunizieren. Das ist genau die Art von Technologie-Verständnis, die wir als Superstruktur in unseren Projekten anwenden.
André Frank Zimpel: KI und Neurodiversität
Frank Zimpel auf der Republica
Prof. Dr. André Frank Zimpel leitet das Zentrum für Neurodiversitätsforschung an der Universität Hamburg und beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit verschiedenen Formen der Neurodivergenz. In seinem Talk “Hilfe, wir werden dümmer! Wie eine Symbiose aus Neurodiversität und KI die Demokratie retten könnte” zeigte er auf, warum die Anerkennung verschiedener Denkansätze entscheidend ist und zur positiven Gestaltung der Gesellschaft beitragen kann.
Seine zentrale These: Künstliche Intelligenz arbeitet mit rekombinierter Durchschnittsbildung und wird immer besser darin, den Durchschnitt zum Maßstab zu erheben. Dadurch wächst die Bedeutung von neurodivergenten Menschen, die als Gegengewicht die bedrohte Vielfalt verteidigen.
Warum das zu uns passt: Als “Tech-FLINTA statt Tech-Bros” Agentur leben wir Diversität nicht nur als Lippenbekenntnis. Zimpels Erkenntnis, dass die KI-Entwicklung ohne neurodivergente Menschen nicht weiterkommt, bestätigt unsere Überzeugung: Technologie wird besser, wenn verschiedene Perspektiven einbezogen werden. Seine Vision einer Symbiose von Neurodiversität und KI für die Demokratie spiegelt genau unsere Werte wider – Technologie im Dienste aller Menschen, nicht nur einer “Norm”.
Dr. Karsten Wildberger: Das Digitalministerium als Start-up
Wildberger auf der Republica
Karsten Wildberger ist Deutschlands erster Bundesdigitalminister und promovierter Physiker mit internationaler Führungserfahrung bei T-Mobile, Vodafone und als Vorstandschef der Ceconomy AG. In seinem Talk “Das Digitalministerium als Start-up” erläuterte er, wie ein agiles, mutiges und teamorientiertes Mindset helfen kann, ein starkes Ministerium aufzubauen.
Besonders spannend: Wildberger will Open Standards und Open Source zum “Leitprinzip” machen und wirbt für größere digitale Souveränität in Deutschland und Europa. Er spricht von einem “Deutschland-Stack” – einer einheitlichen IT-Infrastruktur mit Basiskomponenten, die nur einmal gebaut werden.
Unsere Einschätzung: Nach Jahren frustrierender Digitalpolitik war es erfrischend, einen Minister zu erleben, der versteht, dass deutsche und europäische IT-Lösungen Plattformen und Technologien schaffen können, die auf “unseren Werten” basieren. Seine Open-Source-Agenda deckt sich mit unserer Überzeugung, dass Transparenz und demokratische Kontrolle über digitale Infrastrukturen essentiell sind. Dass er das Ministerium als “Start-up” denkt, zeigt: Er hat verstanden, dass Staatstechnologie agil und nutzerorientiert werden muss.
Die re:publica 2025 hat gezeigt: Die Generationen X, Y & Z sind bereit, die digitale Zukunft gemeinsam zu gestalten – kritisch, inklusiv und mit dem Mut, Technologie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.